Rahel Varnhagen von Ense

Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde

Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen
von Inge Brose-Müller

 

Rahel Varnhagen von Ense, geborene Levin (1771-1833), ist als Briefe schreibende Frau eine bedeutende Schriftstellerin geworden, weil diese Briefe nicht nur der Mitteilung und dem Gedankenaustausch zweier Menschen dienen, sondern herumgereicht werden, Nachrichten sind, Theater- und Kulturkritik, Reisebericht, Ratgeber. Rahel versteht ihre Briefe als »Originalgeschichte und poetisch«. Weil diese von Karl August Varnhagen und seiner Nichte, Ludmilla Assing, gesammelt und veröffentlicht wurden, sind sie zu einem Werk zusammengewachsen, das inzwischen auch in historisch-kritischen Ausgaben erschlossen wird.

Nachdem in den letzten Jahren die ursprünglich als Privatdruck erschienene einbändige Erstausgabe von Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde (bei Matthes & Seitz) sowie eine auf dem Nachlass beruhende rekonstruierte »dritte« Auflage (bei Wallstein) publiziert wurden, legen wir die zweite, dreibändige Auflage in ihrer ursprünglichen Textgestalt, aber in kritisch durchgesehenem Neusatz vor.

Unsere Ausgabe will keineswegs mit den genannten Editionen wetteifern, sondern möchte diese Fassung, die für das Publikum bestimmt war und daher das wirkungsmächtige »Original« darstellt, wieder zugänglich machen.

 

Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde
Erster Theil (Berlin, 1834)

Klappenbroschur | 598 Seiten | € 24,90

ISBN 978-3-944720-06-7

Dieser Briefband ist im Dezember 2015 erschienen.

 

Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde
Zweiter Theil (Berlin, 1834)

Klappenbroschur | 485 Seiten | ca. € 24,90

ISBN 978-3-946503-00-2

Dieser Briefband ist in Vorbereitung.

 

Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde
Dritter Theil (Berlin, 1834)

Klappenbroschur | ca. 500 Seiten | ca. € 24,90

ISBN 978-3-946503-01-9

Dieser Briefband ist in Vorbereitung.

 

Textredaktion: Inge Brose-Müller,
Nikolaus Gatter & Hannes Riffel

 

»Es erschien eine leichte, graziöse Gestalt, klein aber kräftig von Wuchs, von zarten und vollen Gliedern, Fuß und Hand auffallend klein; das Antlitz, von reichem schwarzen Haar umflossen, verkündigte geistiges Uebergewicht, die schnellen und doch festen dunklen Blicke ließen zweifeln, ob sie mehr gäben oder aufnähmen, ein leidender Ausdruck lieh den klaren Gesichtszügen eine sanfte Anmuth. Sie bewegte sich in dunkler Bekleidung fast schattenartig, aber frei und sicher, und ihre Begrüßung war so bequem als gütig. Was mich aber am überraschendsten traf, war die klangvolle, weiche, aus der innersten Seele herauftönende Stimme, und das wunderbarste Sprechen, das mir noch vorgekommen war. In leichten, anspruchslosen Aeußerungen der eigenthümlichsten Geistesart und Laune verbanden sich Naivetät und Witz, Schärfe und Lieblichkeit, und allem war zugleich eine tiefe Wahrheit wie von Eisen eingegossen, so daß auch der Stärkste gleich fühlte, an dem von ihr Ausgesprochenen nicht so leicht etwas umbiegen oder abbrechen zu können.«

[Karl August Varnhagen von Ense,
Denkwürdigkeiten, Band I (3. Auflage), S. 253]

 

»Ich habe solche Phantasie; als wenn ein außerirdisch Wesen, wie ich in diese Welt getrieben wurde, mir beim Eingang diese Worte mit einem Dolch in's Herz gestoßen hätte: ›Ja, habe Empfindung, sieh die Welt, wie sie Wenige sehen, sei groß und edel, ein ewiges Denken kann ich dir auch nicht nehmen, Eins hat man aber vergessen; sei eine Jüdin!‹ und nun ist mein ganzes Leben eine Verblutung; mich ruhig halten, kann es fristen; jede Bewegung, sie zu stillen, neuer Tod; und Unbeweglichkeit mir nur im Tod selbst möglich.«

[Rahel Varnhagen von Ense,
Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde,
Band I (2. Auflage), S. 133]

 

»Aber einige geistvolle und gebildete Frauen waren es, welche auf die siegreiche Durchführung der neuen Kritik in ihren gesellschaftlichen Kreisen einen bedeutenden Einfluß ausübten. Zu diesen gehörte Rahel Levin. Sie war ein höchst eigenthümlicher Geist; sie besaß einen durchdringenden Blick, tiefen Wahrheitsinn und die Kraft, ihre Ansichten mit rücksichtloser Schärfe auszusprechen. War sie selbst auch keine Dichterin, so hatte sie doch Verständniß für Poesie und Alles, was dem Gebiete geistigen Lebens angehörte. Ohne schön zu sein, hatte sie einen glänzenden Kreis um sich gesammelt, in dem sie durch schlagenden Witz, Schnellkraft und Freiheit des Tons herrschte.«

[Rudolf Köpke,
Ludwig Tieck, Band I, S. 193]

 



Umschlagsgestaltung
by benswerk

© 2013 by
Golkonda Verlag

 


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